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Februar 2023

Unterschiedliche Perspektiven einnehmen - bei den Trialogen im TCE geht's

Essstörungen wie Anorexie, Bulimie oder Binge Eating stellen nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Gleiches gilt für Fachkräfte im Essstörungsbereich. Über ihre Probleme können sie sich nun im Rahmen moderierter Trialoge im TCE – Therapie-Centrum für Essstörungen untereinander austauschen. Es handelt sich hierbei um ein neues Gesprächsangebot, zu dem das TCE in Kooperation mit der Hochschule Landshut in diesem Jahr viermal einlädt. Besprochen werden Themen wie „Essen ist nicht das Problem?! - Merkmale und Hintergründe von Essstörungen" oder „Ich will ja, aber ... – Was hilft auf dem Weg durch die Essstörung und wie können sich betroffene Menschen, Angehörige und Fachkräfte gegenseitig gut unterstützen?" Die Reihe startet am Mittwoch, den 15. März 2023, um 18.30 Uhr.

Eltern können das Verhalten ihrer erkrankten Kinder mitunter nur schwer nachvollziehen und aushalten. Betroffene Menschen fühlen sich missverstanden, wenn ihre Erkrankung auf das (Nicht-)Essen reduziert wird. Fachkräfte brauchen oft viel Geduld oder fühlen sich unsicher, inwieweit sie z. B. auf eine rasche Gewichtszunahme drängen sollen. Um diese Problematik weiß Dr. Karin Lachenmeir aus ihrer langjährigen Praxis. Die Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin leitet seit 2008 das TCE – Therapie-Centrum für Essstörungen in der Lachnerstraße, das an das Klinikum Dritter Orden in München-Nymphenburg angebunden ist.

Zwischen Mitte März und Anfang Mai bietet das TCE in seinen Räumlichkeiten erstmals vier trialogische Gesprächsabende zu unterschiedlichen Themen an, jeweils am Mittwoch um 18:30 Uhr. Der erste am 15. März 2023 widmet sich dem Thema „Essen ist nicht das Problem?! – Merkmale und Hintergründe von Essstörungen: Welche Erfahrungen machen betroffene Menschen, Angehörige und Fachkräfte?"
Am 29. März 2023 wird das Angebot fortgesetzt. Beleuchtet werden „Ich, du, wir und die Essstörung – Essstörungen im Zusammenhang von Familie, Partnerschaft und Freundeskreis".
„Ich will ja, aber ... – Was hilft auf dem Weg durch die Essstörung und wie können sich betroffene Menschen, Angehörige und Fachkräfte gegenseitig gut unterstützen?" ist Gegenstand des dritten Trialogs am 19. April 2023. Die Gesprächsreihe im TCE endet am 3. Mai 2023 und geht der Frage nach, „Essstörungen als Chance?! – Welche Ressourcen und Wachstumsmöglichkeiten sehen betroffene Menschen, Angehörige und Fachkräfte?"

„Der Trialog ist im Essstörungsbereich noch relativ neu", berichtet Lachenmeir und erklärt, dass er den Teilnehmenden die Möglichkeit gebe, „sich unbefangen über ihre unterschiedlichen Perspektiven, Gefühle und Strategien zu unterhalten". Anders als im Rahmen einer herkömmlichen Beratung oder Therapie tausche sich im Trialog beispielsweise ein Vater mit dem betroffenen Kind anderer Eltern und einer/einem ihn nicht behandelnden Therapeutin/Therapeuten auf Augenhöhe aus. „Menschen, die in keiner direkten Beziehung zueinander stehen, kommen dabei als Experten unterschiedlicher Natur in einer Gruppe zusammen. In dieser treffen Experten aus Erfahrung also auf Experten aus Miterfahrung und auf Experten durch Ausbildung und Beruf", so Lachenmeir weiter. Der Vater lerne so die Perspektive der anderen kennen. Die Fachkraft tausche sich mit Angehörigen, die sie nicht selbst betreue, über die Erfahrungen auf dem Weg durch die Essstörung aus. Der betroffene Sohn werde in seiner Sichtweise leichter gehört und ernstgenommen.

Bei allen Terminen achten zwei Therapeut:innen auf eine positive Gesprächsatmosphäre und die Einhaltung der Gesprächsregeln. Neben Mitarbeiter:innen des TCE übernehmen Kolleg:innen von ANAD e.V., der Caritas Fachambulanz für Essstörungen und des Therapienetz Essstörung die Moderation.
Eingeladen sind volljährige Personen mit allen Arten von Essstörungen, volljährige Angehörige von betroffenen Menschen und Fachkräfte, die mit Essstörungen zu tun haben – seien sie aus medizini-schen, psychosozialen oder pädagogischen Berufen.

Konzeptionell und wissenschaftlich begleitet werden die Trialoge im TCE von Enikö Schradi. Für ihre Masterarbeit zum Thema „Borderline-Trialog" hat sie 2021 den Kulturpreis Bayern bekommen. An Menschen mit Essstörungen richteten sich trialogische Angebote bislang eher selten. Hier setzt das Projekt „TRES – Trialog bei Essstörungen" der Hochschule Landshut unter Leitung von Prof. Eva Wunderer an. In mehreren deutschen Städten werden trialogische Gesprächsangebote nun in Zusammenarbeit mit Facheinrichtungen erprobt und evaluiert. „Der Trialog bietet die Chance miteinander zu reden statt übereinander und so Erfahrungen und Wissen zu teilen", betont Schradi, die nach ihrem Master in Klinischer Sozialarbeit mittlerweile zu diesem Thema promoviert.  Am Trialog kann auch losgelöst von der Evaluation teilgenommen werden. Wenn Interessierte sich vorab informieren möchten, können sie die Studieninformationen auf der Internetseite der Hochschule Landshut runterladen: https://www.haw-landshut.de/hochschule/fakultaeten/soziale-arbeit/prof-dr-eva-wunderer/profil.html

 

Kontakt:
Petra Bönnemann
- Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit -
Telefon: 089 1795-1712
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