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8. Juli 2020

Pandemien laut forsa-Umfrage nur durch Erhaltung der Trägervielfalt zu bewältigen - 93 Prozent der Bürger befürworten wohnortnahes Krankenhaus

Die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig die Erhaltung der Trägervielfalt für eine gesicherte Daseinsversorgung ist. Das spiegelt auch das Ergebnis einer forsa-Umfrage wider, die der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd) im Juni in Auftrag gegeben hat. Danach sind 74 Prozent der Deutschen davon überzeugt, dass Pandemien wie das weltweite Corona-Infektionsgeschehen mit deutlich weniger, aber jeweils größeren Krankenhäusern nicht zu bewältigen wären. Diese Ansicht wird in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen und der 50- bis 59-Jährigen mit 78 Prozent besonders deutlich vertreten.

Eine drastische Reduzierung der Krankenhausstandorte in Deutschland wird von der Politik gefordert. Dem steht entgegen, dass 93 Prozent der Befragten ein wohnortnahes Krankenhaus sehr wichtig (62 Prozent) oder wichtig (31 Prozent) ist. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen ist die wohnortnahe Krankenhausversorgung 95 Prozent sehr wichtig oder wichtig, in der Altersgruppe über 60 Jahre gilt dies für 96 Prozent.

Die Geschäftsführerin des kkvd Bernadette Rümmelin hält Debatten über Krankenhausschließungen angesichts der Erfahrung aus der Corona-Pandemie für überholt: „Das dezentrale, flächendeckende Netz an Kliniken war ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Corona-Bekämpfung. Mit einem Kahlschlag in der Krankenhauslandschaft wären Pandemien künftig nicht mehr zu bewältigen. Das ist auch das Urteil von knapp drei Viertel der Bevölkerung", betont sie in einer vom kkvd hierzu heute herausgegebenen Pressemitteilung.

Rümmelin hält Krankenhäuser für „eine wichtige Säule der regionalen Daseinsvorsorge in der Bundesrepublik, die eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung der Bevölkerung auf hohem Qualitätsniveau garantieren und flächendeckend nah erreichbar sind." Dies gelte auch für die Notfallversorgung. Reformen der Krankenhausversorgungsstruktur und -finanzierung seien zwar nötig und Klinikschließungen mancherorts unvermeidbar. Wichtig sei aber, dass diese Strukturreform gut geplant vorgenommen und vor allem am regionalen Versorgungsbedarf ausgerichtet werde, so Rümmelin weiter. Zudem müsse die Finanzierung der Krankenhäuser weiterentwickelt werden. Dabei sei wichtig, dass bedarfsnotwendige Kliniken ihre Vorhaltekosten außerhalb des Systems der Fallpauschalen erstattet bekämen. „So kann die wohnortnahe medizinische Versorgung dauerhaft gesichert werden, die über 90 Prozent der Deutschen so wichtig ist", ist sich Rümmelin sicher.

Laut forsa sehen 36 Prozent der Befragten bei den Krankenhäusern und den Gesundheitsämtern den größten Anteil an der COVID-19-Testung und der Behandlung von Corona-Patienten. Die Hausärzte wurden von 13 Prozent genannt, „alle gleichermaßen", sagten 9 Prozent.

Die forsa-Studie wurde vom 15. bis 17. Juni 2020 im Rahmen einer telefonischen Zufallsbefragung durchgeführt. Es haben 1.003 Personen mit Mindestalter 18 Jahre daran teilgenommen.

Grafiken und Details zu den Ergebnissen der Umfrage:
https://kkvd.de/forsa-umfrage-covid19