In welchen Abständen ist eine Spiegelung sinnvoll?
Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren haben im Rahmen des organisierten Vorsorgeprogramms die Möglichkeit, zwischen dem Stuhltest und der Darmspiegelung zu wählen. Die weiteren Kontrollen mittels Koloskopie richten sich nach dem Befund. Ist beispielsweise ein Polyp entdeckt worden, der kleiner als ein Zentimeter ist und komplett abgetragen wurde, so empfiehlt die Leitlinie eine Kontrolle nach fünf Jahren. Bei größeren Polypen verkürzt sich das Kontroll-Intervall.
Gibt es bei Darmkrebs familiäre Häufungen?
Ja. Bei bis zu 20 Prozent liegt eine familiäre Häufung vor. Das heißt, in 80 Prozent der Darmkrebsfälle gibt es keinen nahen Verwandten, der ebenfalls an einem Darmkrebs leidet. Familiäre Häufung bedeutet aber nicht, dass jeder in einer Familie an einem Darmkrebs erkrankt. Nur bei ganz bestimmten Gendefekten kann dies passieren. Das ist aber sehr, sehr selten.
Wäre es sinnvoll, schon in jungen Jahren zur Vorsorge zu gehen, wenn die eigene Oma Darmkrebshatte? Zahlt das dann die Kasse?
Die Leitlinie empfiehlt die erste Darmspiegelung auf jeden Fall zehn Jahre bevor der Darmkrebs beim Familienangehörigen aufgetreten ist. Das heißt, ist die Oma mit 50 an Darmkrebs erkrankt, sollte die Spiegelung bei ihren Enkel:innen spätestens mit 40 durchgeführt werden. In diesem Fall wird die Spiegelung auch von den Krankenkassen übernommen.
Welche Möglichkeiten zur Abführung gibt es neben der Trinklösung?
Die Trinklösungen sind eine effektive Abführmaßnahme. Unterstützend kann bereits wenige Tage vor der geplanten Endoskopie mit einer ballastoff-faserarmen Diät („keine Körner") begonnen werden. Bei bekannter Neigung zur Verstopfung wird ein zusätzliches Abführmittel verschrieben. Unsere Abteilung verwendet beispielsweise eine Abführlösung, von der die Patientin/der Patient am Vortag und am Untersuchungstag jeweils nur einen Liter trinken muss. Dies wird gut von den Patienten toleriert.
Ist es schlimm, wenn der Darm bei der Untersuchung nicht absolut sauber ist?
Der saubere Darm ist eine Voraussetzung für eine gute Beurteilung und reduziert das Risiko für Komplikationen wie zum Beispiel Perforationen. Nur beim sauberen Darm können Darmkrebs oder Darmkrebsvorstufen definitiv ausgeschlossen werden. Ziel ist, dass der Stuhlgang vor der Untersuchung aussieht wie klarer Kamillentee.
Wie schmerzhaft ist eine Koloskopie?
Grundsätzlich ist eine Koloskopie nicht schmerzhaft und die meisten Patienten erleben die Untersuchung als nicht belastend. Um eine bessere Sicht im Darm zu haben, muss dieser allerdings während der Untersuchung mit CO2 aufgeblasen werden. Das kann manchmal auch noch nach der Untersuchung zu einem Blähungsgefühl führen.
Besteht ein Verletzungsrisiko?
Wie bei allen Untersuchungen, bei denen ein Instrument in den Körper eingeführt wird, besteht prinzipiell ein Verletzungsrisiko. Glücklicherweise ist das bei der Darmspiegelung mit deutlich weniger als fünf Prozent sehr niedrig. Sollte es dennoch zu einer Komplikation kommen, wie zum Beispiel einer Nachblutung, muss der betreuende Endoskopiker mit dem Patienten das weitere Vorgehen absprechen. Manchmal sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich. Manchmal müssen Patienten stationär aufgenommen und gegebenenfalls erneut gespiegelt werden.
Glücklicherweise kommt es nur sehr selten zu schwerwiegenden Komplikationen, die beispielsweise durch eine Operation behoben werden müssen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt statistisch bei etwa 0,1 Prozent.
Achten Sie nach der Koloskopie auf Ihren Bauch und Ihren Stuhlgang. Treten nach der Untersuchung plötzlich starke Schmerzen auf, ist dies ebenso ein Alarmsignal wie heftige Blutabgänge. Treten dagegen nach der Untersuchung wenige Tropfen Blut aus und ansonsten fühlen Sie sich wohl, ist das nicht bedenklich. Das kann nach den Gewebeproben, die wir häufig entnehmen, tatsächlich passieren, ist aber harmlos und hört nach spätestens ein bis zwei Tagen wieder auf.
Findet die Darmspiegelung unter Vollnarkose statt?
Vereinfacht gesagt, ja. Wir sprechen aber von einer Sedierung. Es werden Narkosemittel in niedrigen Dosierungen eingesetzt, die dazu führen, dass der Patient schläft und nichts von der Untersuchung mitbekommt. Der Patient atmet aber weiter selbst. Bei der Vollnarkose werden dagegen so hohe Dosen an Narkosemittel gebraucht, dass der Patient künstlich beatmet werden muss.
Ich bin allergisch auf Narkosemittel, wie gefährlich ist die Untersuchung?
Bereits beim Aufklärungsgespräch werden unsere Patienten nach Allergien befragt, sodass die Medikamente für die Sedierung entsprechend gewählt werden können, um allergische Reaktionen zu verhindern. Auch nach der Untersuchung erfolgt eine Überwachung der Vitalparameter (Blutdruck, Puls, Sauerstoffkonzentration im Blut), sodass auch bislang nicht bekannte Unverträglichkeiten erkannt werden können.
Ich bin auf Blutverdünner angewiesen. Ist die Untersuchung deshalb für mich riskant?
Eine diagnostische Darmspiegelung und Magenspiegelung ist auch bei Patienten, die eine Blutverdünnung einnehmen müssen, problemlos möglich. Besteht die Notwendigkeit einer Abtragung von Vorstufen (Polypen) wird es notwendig, manche Medikamente je nach Risiko zu pausieren. Dies wird aber mit jedem Patienten individuell besprochen.
Wenn bei der Spiegelung ein Polyp entdeckt wird, ist das dann schon Krebs?
Nein. Die allermeisten Polypen sind gutartig. Um das sicher zu wissen, wird grundsätzlich jeder entfernte Polyp zur feingeweblichen Untersuchung in die Pathologie geschickt. Die Pathologen können uns danach definitiv sagen, ob der Polyp gutartig ist und die Resektion komplett erfolgte.
Bedeutet Darmkrebs immer Operation oder die Anlage eines künstlichen Darmausganges?
Nein. Ziel der Darmspiegelung ist es ja Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Die Entfernung von gutartigen Polypen ist ein Standard-Verfahren. Polypen mit schwergradigen Veränderungen und Frühformen von Darmkrebs können wir mit speziellen Verfahren ebenfalls endoskopisch entfernen, ganz ohne Operation oder Darmentfernung. Muss eine Operation durchgeführt werden, dann bedeutet dies nur in seltenen Fällen, also, wenn der Tumor speziell den Enddarm nahe des Schließmuskels befällt, die Anlage eines künstlichen Darmausganges.
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